Wien wächst. Nach Jahrzehnten der Schrumpfung nimmt die Bevölkerung seit Anfang der 1990er-Jahre wieder zu. Entsprechend dynamisch entwickelt sich der Immobilienmarkt: Alte Häuser werden renoviert, aufgestockt oder abgerissen. Neue Häuser werden errichtet, ganze Stadtteile förmlich aus dem Boden gestampft. Doch nicht alle Neubauten in Wien sind eine Bereicherung für die Stadt. Ästhetik ist oft keine Priorität. Viele neue Gebäude werden ohne Rücksicht auf die Umgebung in historisch gewachsene Viertel gesetzt. Und bei Sanierungen leidet zuweilen die historische Bausubstanz.
"Bestürzende Neubauten" in Wien
Die Wiener Architektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist weltbekannt. Doch einhundert Jahre nach dem Ende der Gründerzeit haben sich die Baustile entschieden verändert: Im Neubau dominiert oft die Farbe Grau, die Fassaden sind meist glatt und schmucklos, Anleihen an historische Vorbilder passé. Neue Gebäude werden zuweilen lieblos in jahrhundertealte Stadtviertel geklotzt, selbst bei der Form und Anordnung der Fenster ist Rücksicht auf das Umfeld eine Seltenheit.
- Der Artikel bietet Beispiele aus der Wiener Architektur von den 1990ern bis heute. Laufend aktualisiert.
Neubau in der Schutzzone: Marchettigasse 8
Wien sitzt auf einem unermesslichen Schatz. Dieser Schatz ist die Architektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Dieses gebaute historische Erbe macht Wien international so einzigartig. Doch wie wenig dieses Erbe mitunter wertgeschätzt wird, zeigt sich dann, wenn in historischer Umgebung neue Häuser gebaut werden, die in keinem Verhältnis mehr zu dem stehen, was bereits da ist. - Ein Bericht über zwei abgerissene Althäuser und ihre Nachfolger mitten im 6. Bezirk.
Noch vor der Gesetzesverschärfung abgerissen: Mariahilfer Gürtel 33 (15. Bezirk)
Ein Jahrhundert nach dem Ende der Gründerzeit fegte eine ungebremste Abrisswelle über die Stadt. Rufe nach strengeren Gesetzen stießen bei den Stadtoberen lange Zeit auf taube Ohren. Erst 2018 trat ein effektiverer Abriss-Schutz für Altbauten in Kraft. - Ein Artikel über politisches Versagen, alte Häuser und ein richtungsweisendes Gesetz.
Wiedner Gürtel: Zwei Abrisse, eine zerstörte Kuppel, ein massiver Dachausbau
Vom herben Ost-Charme des alten Südbahnhofs ist am Wiedner Gürtel nichts mehr zu spüren. Um den neuen Hauptbahnhof ist ein ganzes neues Stadtviertel aus Glas und Stahl entstanden und immer noch wird fleißig weitergebaut. Doch auch der alte Teil des Wiedner Gürtels hat sich dramatisch gewandelt: Innerhalb weniger Jahre wurden eine historische Kuppel demontiert, ein riesiger Dachausbau auf ein denkmalgeschütztes Haus gesetzt und zwei Gründerzeithäuser überhaupt gleich komplett abgerissen.
Neubau statt Gründerzeithäuser: Hernalser Hauptstraße 59-61
Seit 2013 ist das Zentrum von Hernals um zwei Gründerzeithäuser ärmer. Jetzt sticht ein riesiger Neubau mit liebloser Architektur wie ein Fremdkörper zwischen den aufwändigen Fassaden der Jahrhundertwendehäuser hervor - und das mitten in der Schutzzone, die Abrisse eigentlich verhindern sollte.
Kuppel demontiert: Wiedner Gürtel 18
Am Wiedner Gürtel wurde eine fast 140 Jahre alte Kuppel bei einem Dachausbau entfernt. Nicht der erste Verlust von historischer Bausubstanz zwischen Schloss Belvedere und Hauptbahnhof.