Wien wächst. Nach Jahrzehnten der Schrumpfung nimmt die Bevölkerung seit Anfang der 1990er-Jahre wieder zu. Entsprechend dynamisch entwickelt sich der Immobilienmarkt: Alte Häuser werden renoviert, aufgestockt oder abgerissen. Neue Häuser werden errichtet, ganze Stadtteile förmlich aus dem Boden gestampft. Doch nicht alle Neubauten in Wien sind eine Bereicherung für die Stadt. Ästhetik ist oft keine Priorität. Viele neue Gebäude werden ohne Rücksicht auf die Umgebung in historisch gewachsene Viertel gesetzt. Und bei Sanierungen leidet zuweilen die historische Bausubstanz.
Die DC Towers an der Donau waren als Ensemble aus zwei komplementären Hochhäusern geplant. Turm 1 wurde 2013 fertiggestellt. Turm 2 fehlt noch. Er wurde in der Zwischenzeit gleich zweimal umgeplant. Von der ursprünglichen Idee ist dabei nichts übriggeblieben.
Das 2018 erbaute Wohnhaus ist ein für Wien untypischer Neubau. Die abwechslungsreiche und hochwertige äußere Gestaltung mit einer Klinkerfassade reagiert auf die Umgebung und auf ältere Architektur.
In Meidling steht seit 2019 ein Wohnhaus, das sich mit seiner Architektur von vielen anderen Wiener Neubauten deutlich unterscheidet. Besonders auffällig ist die moderne Interpretation eines Turms an der Ecke.
Gegenüber der U4-Station Pilgramgasse wurde 2022 eine schmale Baulücke mit einem Hotelneubau geschlossen. Das Hotel Indigo bildet einen dunklen Kontrast zur gründerzeitlichen Umgebung.
Das Palais Pollack-Parnau am Schwarzenbergplatz wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. An seiner Stelle steht heute ein modernes Bürohaus.
Sichtbeton ist das Markenzeichen einer neuen Wohnhausanlage in Wien. Was sagt das über die Architektur der Gegenwart? Und was sind die Alternativen zum harten Grau?
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Das Hotel Bassena in Kagran wird beworben als "Schmelztiegel der Gegensätze", "trendig und elegant". Was für das Innere durchaus stimmen mag, macht sich außen nicht bemerkbar.
Die Wiedner Hauptstraße ist bekannt für ihre historischen Gebäude. Jetzt wird hier ein Neubau errichtet - aber mit erstaunlich unambitionierter Architektur. Dabei sind die Wohnungen alles andere als günstig.
Besonders abseits von touristischen Hotspots und teuren Gegenden greift ein eigenartiges Desinteresse in der Gestaltung von Neubauten um sich.
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Wenige Minuten vom Schloss Schönbrunn entfernt steht seit 2018 ein Haus mit Plattenbau-Ästhetik. Kleine Fenster und graue Streifen sind die Kennzeichen des Gebäudes.
Das Gründerzeithaus am Donaukanal wurde 2008 demoliert. Danach wurde das Grundstück jahrelang als Parkplatz genutzt. Seit 2021 steht hier ein Hotel.
Historische Villen sind für die Immo-Wirtschaft ein Geschäft. Dabei werden auch Abrisse einkalkuliert.
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In Simmering steht seit 2021 ein Gebäude mit allzu eigenwilliger Architektur. Die "Business Apartments" in der Gudrunstraße 1 trumpfen auf mit harter Ästhetik und einem Raster von vogelhausartigen Erkern.
Das macht eines deutlich: In Wien gibt es ein Problem mit der äußeren Gestaltung von Neubauten.
Eine Hotelkette hat beim Wiener Hauptbahnhof ein Hotel mit minimalistischer Architektur eröffnet. Das Prizeotel präsentiert sich äußerlich als großer Block mit kleinen Fenstern und spärlichen Farbakzenten.
Wien ist Weltmeister im geförderten Wohnbau. Wien beweist, dass auch in hervorragenden Lagen wie dem Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof leistbare neue Wohnungen entstehen können. Doch eines dieser geförderten Wohnhäuser fällt mit einer sehr eigenwilligen Ästhetik auf: Vor Fenstern und Balkonen prangt ein grauer Raster aus Stahl, die dahinterliegende Fassade beschränkt sich auf einfärbigen Putz.
Der Neubau am Mariahilfer Gürtel steht in starkem Kontrast zu seiner Umgebung. Das zeigt: Qualitätssichernde Maßnahmen vonseiten der Stadt fehlen. In der Neubau-Architektur ist gleichsam alles erlaubt.
Jedleseer Straße 75 im 21. Bezirk
2018 wurde das alte Hotel Karolinenhof in Floridsdorf abgerissen. Das gegenüber dem bekannten Karl-Seitz-Hof befindliche Gebäude zeichnete sich durch seinen Jugendstil-Dekor aus. Seit 2020 steht hier ein Neubau mit schlichter Fassadengestaltung.
Am Mariahilfer Gürtel wurde 2018 ein prachtvolles Gründerzeithaus aus dem 19. Jahrhundert abgerissen. An der Stelle des demolierten Gebäudes steht seit Ende 2020 ein Hotel mit minimalistischer Fassade.
2015 wurde ein über 120 Jahre altes Gründerzeithaus in der Sobieskigasse (9. Bezirk) abgerissen. Statt des prächtigen Historismus-Baus steht nun ein Neubau mitten in einem gründerzeitlichen Häuserensemble.
Favoritenstraße 129: erbaut 1872, Fassade 2015 abgeschlagen
Im 10. Bezirk wurde eine original erhaltene Fassade aus dem 19. Jahrhundert abgeschlagen. Die Zerstörung der 143 Jahre alten Ornamente war tatsächlich von den Behörden genehmigt worden.
Weinzingergasse 5: erbaut 1907, Abriss 2016, Neubau 2020
Mitten im historischen Döbling wurde 2016 ein Jahrhundertwendehaus abgerissen. Auch Politik und Behörden waren mitverantwortlich, denn bei der Umwidmung einige Jahre zuvor war keine Schutzzone eingerichtet worden. Eine Schutzzone hätte den Abriss höchstwahrscheinlich verhindert.
Hochhaus in der Seestadt Aspern
In der Seestadt Aspern steht die Wohnmaschine des 21. Jahrhunderts. Kein Plattenbau, sondern ein Wohnhaus, das den Charme eine Maschine oder einer Lagerhalle versprüht. Es ist ein Gebäude mit harten Kontrasten und kühn herausspringenden Balkonen. Ein Gebäude, dass sich vor allem durch grauen Beton, kühles Wellblech und Container-Optik auszeichnet.
Albrechtskreithgasse: Blechhaus statt Landhaus
Anfang 2018 kam das plötzliche Ende für das Ottakringer Landhaus. Anrainer, Gäste und Stadtbildschützer protestierten gegen den Abriss des beliebten Gasthauses. Wenige Tage später folgten Tatsachen: An einem Samstagmorgen fuhren die Abbruchbagger vor, um das alte Fuhrwerkerhaus zu demolieren.
Zwei Jahre später ist der Neubau fertig. Der Kontrast zu den Nebengebäuden könnte kaum größer sein.
Wiedner Gürtel 16: erbaut 1877, Abriss 2016 (Foto: Skyscrapercity.com)
Das 1887 errichtete Gründerzeithaus am Wiedner Gürtel 16 musste 2016 einem Hotel-Neubau weichen. Basis für den Abriss: die fehlende Ortsbild-Schutzzone.
Nach vielen Abrissen sind nur noch wenige Gründerzeithäuser in Kagran erhalten.
Auch Kagran war einmal alt. Zwischen hohen Wohnblöcken und mitunter wenig attraktiven Neubauten sind heute nur mehr kleine Reste der historischen Architektur der einstigen Vorstadtgemeinde erhalten. Bis vor ein paar Jahren war das noch etwas anders.
Die Stadt Wien hat sich über viele Jahre und Jahrzehnte nicht um den Schutz dieser Häuser gekümmert. Zwar gibt es u.a. in der Wagramer Straße seit 2020 eine Schutzzone, aber selbst dabei wurden viele Häuser einfach "vergessen". Zugleich entstehen in Kagran und generell in Transdanubien reihenweise architektonisch geradezu banale Neubauten.
Graf-Starhemberg-Gasse 14: Neubau ersetzt Klavierfabrik
Die Bösendorfer-Fabrik im 4. Bezirk war ein Stück Altwiener Geschichte. Seit dem Abriss vor einigen Jahren steht ein banaler Wohnblock mitten im wunderschön erhaltenen Gründerzeitensemble. Dabei wird klar: Freier Markt und unregulierte Preise führen nicht automatisch zu ansprechender Architektur. Und ein Bisschen Fassadenbegrünung hilft wenig gegen den Mangel an Bäumen und Grünflächen in der Stadt.
Landgutgasse 1: Kunstwerk entfernt
Favoriten boomt. Seit der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs wird allerorten gebaut, saniert und abgerissen. Ganze Stadtteile werden förmlich aus dem Boden gestampft. Mitten darunter hatte ein großes Kunstwerk die Jahrzehnte überdauert. 2017 wurde das fünf Geschoße hohe Sgraffito zerstört. Konsequenzen gibt es bis heute keine.
Neubau in der Schutzzone: Marchettigasse 8
Wien sitzt auf einem unermesslichen Schatz. Dieser Schatz ist die Architektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Dieses gebaute historische Erbe macht Wien international so einzigartig. Doch wie wenig dieses Erbe mitunter wertgeschätzt wird, zeigt sich dann, wenn in historischer Umgebung neue Häuser gebaut werden, die in keinem Verhältnis mehr zu dem stehen, was bereits da ist. - Ein Bericht über zwei abgerissene Althäuser und ihre Nachfolger mitten im 6. Bezirk.
Wiedner Gürtel: Zwei Abrisse, eine zerstörte Kuppel, ein massiver Dachausbau
Vom herben Ost-Charme des alten Südbahnhofs ist am Wiedner Gürtel nichts mehr zu spüren. Um den neuen Hauptbahnhof ist ein ganzes neues Stadtviertel aus Glas und Stahl entstanden und immer noch wird fleißig weitergebaut. Doch auch der alte Teil des Wiedner Gürtels hat sich dramatisch gewandelt: Innerhalb weniger Jahre wurden eine historische Kuppel demontiert, ein riesiger Dachausbau auf ein denkmalgeschütztes Haus gesetzt und zwei Gründerzeithäuser überhaupt gleich komplett abgerissen.
Neubau statt Gründerzeithäuser: Hernalser Hauptstraße 59-61
Seit 2013 ist das Zentrum von Hernals um zwei Gründerzeithäuser ärmer. Jetzt sticht ein riesiger Neubau mit liebloser Architektur wie ein Fremdkörper zwischen den aufwändigen Fassaden der Jahrhundertwendehäuser hervor - und das mitten in der Schutzzone, die Abrisse eigentlich verhindern sollte.
Am Wiedner Gürtel wurde eine fast 140 Jahre alte Kuppel bei einem Dachausbau entfernt. Nicht der erste Verlust von historischer Bausubstanz zwischen Schloss Belvedere und Hauptbahnhof.