Das Gebäude in der Leitermayergasse 24 war ein unauffälliger Altbau mitten im 17. Bezirk. Die Fassade schlicht – vielleicht irgendwann vereinfacht? -, die Fenster gepflegt. Äußerlich deutete nichts auf Schäden hin. Allenfalls die geringere Höhe stach ins Auge. Genau das dürfte dem Haus zum Verhängnis geworden sein. Wo mehr Geschoße und somit mehr Fläche möglich sind, ist der Abrissbagger meist nicht weit. Möglich wird das durch die Bebauungspläne der Stadt Wien, die viele solcher Häuser indirekt zum Abbruch freigeben.
Das Haus fiel durch sein Baualter – errichtet vor 1945 – unter einen gewissen Abriss-Schutz. Doch wie so oft versagte diese Regelung.
Die Adresse taucht in einem Dokument des Wohnbauressorts auf, in dem Abrisse aufgrund angeblicher Abbruchreife aufgelistet sind. Demnach muss das Haus für die Architekturbehörde (MA 19) als erhaltenswert gesehen worden sein, denn sonst hätte es den „Umweg“ über die Abbruchreife, für die die Abteilungen des Wohnbauressorts (MA 25 und 37) zuständig sind, nicht gebraucht. Die Umgehung der MA 19 via „Abbruchreife“ war in den letzten Monaten häufig zu beobachten.
Im Juni war mit dem Abbruch begonnen worden, im Juli war von dem Haus schon nichts mehr übrig.
Das Haus fügt sich in eine ganze Reihe an Altbauten ein, die wegen Abbruchreife zum Abriss freigegeben wurden.
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