Wien hat ein reiches historisches Erbe. Barock und Historismus, Jugendstil und klassische Moderne prägen viele Bezirke. Und Wien wächst – während gleichzeitig die Maßnahmen zum Schutz alter Häuser hinterherhinken. Die Bemühungen von Bund (Denkmalschutz) und Stadt Wien (Schutzzonen), reichen nicht aus, um die vielen bedeutenden Gebäude in Wien zu schützen. Selbst die 2018 verschärfte Bauordnung kann Abbrüche oft nicht verhindern. In dieser Sektion sind alle Artikel, in denen es um Abrisse in Wien geht. Eine Übersicht über ab 1990 abgerissene Häuser gibt es hier.
Nach vielen Abrissen sind nur noch wenige Gründerzeithäuser in Kagran erhalten.
Auch Kagran war einmal alt. Zwischen hohen Wohnblöcken und mitunter wenig attraktiven Neubauten sind heute nur mehr kleine Reste der historischen Architektur der einstigen Vorstadtgemeinde erhalten. Bis vor ein paar Jahren war das noch etwas anders.
Die Stadt Wien hat sich über viele Jahre und Jahrzehnte nicht um den Schutz dieser Häuser gekümmert. Zwar gibt es u.a. in der Wagramer Straße seit 2020 eine Schutzzone, aber selbst dabei wurden viele Häuser einfach "vergessen". Zugleich entstehen in Kagran und generell in Transdanubien reihenweise architektonisch geradezu banale Neubauten.
Zwei Biedermeierhäuser in der Mariahilfer Straße 166-168 werden abgerissen. Bereits 2018 rückten die 180 Jahre alten Häuser ins Rampenlicht, als Teile der historischen Fassade einfach abgeschlagen wurden. Eine Gesetzesänderung erzwang damals einen Baustopp, doch erhob der Eigentümer Einspruch. Zwei Jahre später ihm hat das Gericht Recht gegeben, womit auch die Alternative eines Dachausbaus hinfällig ist. Bald wird von den beiden Gebäuden nichts mehr übrig sein.
Floridsdorf: Dieses historische Haus wurde trotz Schutzzone abgerissen.
Der Leopoldauer Platz ist einer von nur wenigen gut erhaltenen historischen Ortskernen in Floridsdorf. Seit vielen Jahren gilt dort eine Schutzzone, um die größtenteils aus dem 19. Jahrhundert stammenden Häuser vor dem Abbruch zu bewahren. Trotzdem wurden 2020 gleich zwei dieser alten Häuser abgerissen.
I. Medizinische Klinik: Abriss trotz Erhaltungswürdigkeit
Lange haben Denkmalschützer gegen den drohenden Abriss gekämpft. Hunderte Bürger haben sich in einer Petition für den Erhalt ausgesprochen. Und trotzdem hat das zur Stadt Wien gehörende AKH im April 2020 mit dem Abriss der historischen I. Medizinischen Klinik begonnen.
Abgerissen: Laxenburger Straße 4 (erbaut um 1910)
Der 10. Bezirk ist seit Anfang 2020 um zwei historische Gebäude ärmer. Eines davon war ein Verwaltungsgebäude der Bahn. Die über 100 Jahre alten Bauten wurden mit ausdrücklicher Zustimmung der Magistrate abgerissen. Damit ist die Chance vertan, die Altbauten in das neue Stadtentwicklungsgebiet "Neues Landgut" beim Hauptbahnhof zu integrieren. Nur die historischen Hallen sind erhalten geblieben, darunter die Gösserhalle.
Abgerissen: Mauer in der Landstraßer Hauptstraße 148A
Vor Kurzem wurde eine historische Mauer in Wien abgerissen. Ein Unternehmen der (staatlichen) Bundesimmobiliengesellschaft errichtet hier ein neues Wohnhaus. Doch anstatt Teile der Mauer in den Neubau zu integrieren, erinnert in der Landstraßer Hauptstraße jetzt nichts mehr an die alte k.u.k.-Kaserne, zu der die Mauer einst gehörte. Selbst die Bezirksvorstehung sprach sich für den Abriss aus.
Abgerissen: Hofmühlgasse 6
Die Wiener U-Bahn wächst. Mit der Verlängerung der U2 in Richtung Favoriten wird auch die U4-Station Pilgramgasse umgebaut. Dafür musste das 160 Jahre alte Wohnhaus Hofmühlgasse 6 zur Gänze weichen - trotz erhaltener historischer Fassade.
Abgerissen 2020: Dammstraße 33
Die Gründerzeit hat das alte Wien geprägt wie keine andere Epoche. Während in vielen Bezirken ein aufwändiger Historismus-Bau neben dem anderen steht, haben in der Brigittenau vergleichsweise wenige intakte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert bis heute überdauert. Eines dieser Gründerzeithäuser wurde 2020 abgerissen - trotz gutem Bauzustand.
Graf-Starhemberg-Gasse 14: Neubau ersetzt Klavierfabrik
Die Bösendorfer-Fabrik im 4. Bezirk war ein Stück Altwiener Geschichte. Seit dem Abriss vor einigen Jahren steht ein banaler Wohnblock mitten im wunderschön erhaltenen Gründerzeitensemble. Dabei wird klar: Freier Markt und unregulierte Preise führen nicht automatisch zu ansprechender Architektur. Und ein Bisschen Fassadenbegrünung hilft wenig gegen den Mangel an Bäumen und Grünflächen in der Stadt.
Mariahilfer Straße 132: Abriss des "blauen Hauses"
IKEA baut ein neues Möbelhaus beim Wiener Westbahnhof. Doch dafür musste ein riesiges Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert weichen. Nach wochenlangen Abrissarbeiten ist das "Blaue Haus" jetzt zur Gänze abgerissen.