Schubertturm: Totalumbau trotz Denkmalschutz

Der sogenannte Schubertturm ist heute in seiner ursprünglichen Form nur noch in Ansätzen zu erkennen. Erbaut worden war es Ende des 18. Jahrhunderts. 2006 konnte das kleine Gebäude, in dem der Komponist Franz Schubert 1816 gewohnt hatte, gerade noch vor dem Abriss gerettet werden.

„Denkmal-Schande: Schuberts Turm droht zu verfallen“ titelte die Wiener Zeitung, nachdem das Gebäude anschließend viele Jahre lang verfiel. Mit der Errichtung des Neubaus (2012) wurde das alte Gebäude so eingezwängt und verändert, dass es heute kaum noch sichtbar ist.

Die Umwidmung, auf der der Neubau basiert, war 2005 beschlossen worden.

In den 2000er-Jahren setzten sich zahlreiche Bürger für den Erhalt des Gebäudes ein. Interessant ist die Presseaussendung eines Anrainers über damalige politisch-wirtschaftliche Verflechtungen:

Nachdem das Grundstück, welches als eine der letzten Grünflächen Erdbergs gilt und noch dazu ein wichtiges Kulturerbe beherbergt, verkauft wurde, konnte leider niemand verhindern, dass ein solches Juwel letztlich auch den Bauhaien zum Fraß vorgeworfen wird (…) Es wurde ein Verfall der Gemäuer forciert, indem man einfach Fenster absichtlich hatte offen stehen lassen, um so der Witterung und den Tauben die Chance zu geben, das Übrige zu tun.

Das Grundstück (…) wurde im Eilverfahren von Grünland auf Bauland umgewidmet. Dafür sorgten sowohl SPÖ-Bezirksvorsteher Herr Erich Hohenberger als auch sein Stellvertreter Herr Architekt DI Rudolf Zabrana [ebenfalls SPÖ], Partner von Frank & Partner. Herr Architekt Zabrana ist gleichzeitig Vorsitzender des Bauausschusses des Bezirksrates und somit der hauptsächliche Entscheidungsträger für Umwidmungen und Baubewilligungen.

Sogar die Grünen (…) gaben bereitwillig ihr Einverständnis. Bleibt fraglich, ob das alles mit rechten Dingen zugegangen ist, denn auffällig ist, dass dieses Projekt nicht das einzige im 3. Bezirk ist, welches von der DI Zabrana nahestehenden Firma Frank & Partner geplant und verwirklicht wird!

Die Bank, die den Neubau errichten ließ, schreibt auf ihrer Webseite:

Unser Vorsorgewohnungen-Projekt (…) wird in der Erdbergstraße 17, nächst Landstraßer-Hauptstraße / Rochusmarkt im 3. Bezirk errichtet! Franz Schubert wohnte hier im Jahr 1816. Der nach ihm benannte, heute denkmalgeschützte „Schubertturm“ wird in den neuen, modern errichteten Wohnhauskomplex integriert und verleiht dem Projekt seine historische Note. Die Kombination der historischen mit der modernen Bausubstanz schafft ein unverwechselbares Aussehen und damit einen gefälligen Identifikations-Punkt für die zukünftigen Bewohner (…)

Hohe Architektur-Qualität in Verbindung mit ruhigem, innerstädtischem Wohnen.