Plaça de la Reina in Valenica: Fußgängerzone statt Kreisverkehr

Der Platz im Zentrum der spanischen Stadt wurde 2022 zur Fußgängerzone umgebaut.

Platz im Zentrum von Valencia vor und nach dem Umbau
Die Plaça de la Reina in Valenica (Spanien) ist nun eine Fußgängerzone. (Foto links: Vitold Muratov, CC BY-SA 3.0)

Mehr Platz für Fußgänger

Die Plaça de la Reina (bzw. Plaza de la Reina) liegt im Zentrum der Altstadt von Valencia, der mit über 790.000 Einwohnern drittgrößten Stadt Spaniens. Der Platz grenzt direkt an die berühmte Kathedrale, die in mehreren Etappen vom 13. bis 18. Jahrhundert erbaut wurde. Entstanden ist die freie Fläche, die den heutigen Platz bildet, erst durch allmähliche Abbrüche von Gebäuden im Laufe des 20. Jahrhunderts. Von 2021-2022 erfolgte eine grundlegende Umgestaltung. Das hat sich geändert:

  • Früher Fahrbahnen und Parkplätze: Bis 2021 bestand der Platz vor allem aus von Fahrbahnen und Parkplätzen umgebenen Grünflächen. Für die Zufahrt zur darunterliegenden Garage wurde viel Fläche aufgewendet. Ränder (Gehsteige) und Mitte (Grünflächen) waren durch den Autoverkehr voneinander getrennt. Der Platz war auf weiten Teilen asphaltiert.
  • Neue Fußgängerzone: Der Platz ist seit 2022 eine 12.000 m² große Fußgängerzone. Autos dürfen an einer Stelle in die unter dem Platz liegende Garage zufahren.
  • Freie Fläche: Der ganze Platz wurde mit hellem Naturstein auf einem einheitlichen Höhenniveau gepflastert, wodurch die Kathedrale einen weiten Vorplatz erhalten hat.
  • Grünflächen: Vor allem an den Rändern sind neue Bäume und Palmen dazugekommen bzw. wurde vorhandene Bepflanzung erhalten. Über 100 Bäume wurden neu gepflanzt. Einige Grünflächen in der Platzmitte sind aber weggefallen.
  • Möblierung: Die neuen Sitzbänke sind robust und attraktiv, Schwächen bestehen aber in Platzierung und Praktikabilität.
  • Licht: Das Design der neuen Straßenlaternen erscheint für diesen Platz nicht passend.

Die Aufnahmen unten veranschaulichen, wie sich der Platz binnen weniger Jahre verändert hat. Auf der linken Seite ist im Vordergrund noch die Einfahrt zur Tiefgarage zu sehen:

Platz im Zentrum von Valencia vor und nach dem Umbau
2020 vs. 2023 (Foto links: Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0)

Aus der breiten Asphaltfläche, die als Fahrbahn und für Parkplätze diente, wurde eine durchgehende Fußgängerzone:

Plaza de la Reina, Platz im Zentrum von Valencia vor und nach dem Umbau
2021 vs. 2023 (Foto links: Ajuntament de València, CC BY-ND 2.0)

An einer Seite des Platzes ist weiterhin eine für Kfz befahrbare Straße. Der Platz selbst ist autofrei:

Platz im Zentrum von Valencia vor und nach dem Umbau
2017 vs. 2022 (Fotos: Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0)

Durch den Wegfall der Kfz-Flächen haben Fußgänger und Radfahrer nun deutlich mehr Platz:

Plaça de la Reina im Zentrum von Valencia vor und nach dem Umbau
2020 vs. 2023 (Fotos: Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0)

Die vormals den Platz durchschneidenden Straßen wurden entfernt. An einer Seite wurde eine üppig bepflanzte Grünfläche eingerichtet:

Plaça de la Reina im Zentrum von Valencia (Spanien) vor und nach dem Umbau, links ein Autobus, rechts Palmen
2014 vs. 2022 (Foto links: tiger rus, CC BY 3.0; rechts: Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0)

Der Platz vor dem Eingang zur Kathedrale ist zu einer großen Fußgängerzone geworden:

Platz in Valencia vor und nach dem Umbau zur Fußgängerzone, Kathedrale
2014 vs. 2022 (Foto links: tiger rus, CC BY 3.0; rechts: Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0)

Früher: viele Straßen, zersplitterter Platz

Vor dem Umbau waren die Flächen auf eine Art und Weise angeordnet, wie es in Europa vielerorts üblich ist: Platz für Fußgänger und für Begrünung an den Rändern und in der Mitte, dazwischen Fahrbahnen und Parkplätze. Im Fall der Plaça de la Reina führte eine Straße sogar durch die Platzmitte hindurch.

Plaça de la Reina, Altstadt von Valencia mit Blick von der Kathedrale
vor dem Umbau: Grüninseln zwischen Asphaltflächen (Foto: 2013, rheins, CC BY 3.0)

Ein Teil der Grünflächen befand sich auf Verkehrsinseln bei der Einfahrt zur Tiefgarage. Diese Gestaltung ging auf die 1960er-Jahre zurück, als die Tiefgarage errichtet und die dortige Grünfläche verkleinert worden war.

Platz von Fahrbahnen durchschnitten

Mit dieser Anordnung war der Platz nicht als einheitliche Fläche wahrnehmbar. Das fällt besonders dort negativ auf, wo viele Leute unterwegs sind und durch die dichte Bebauung ohnehin wenig Freifläche bleibt.

Platzmitte und Ränder getrennt

Platzränder und grüne Mitte waren durch drei Kfz-Spuren (zwei Parkspuren und eine Fahrspur) voneinander getrennt:

Umbau: Einheitliche Fläche geschaffen

2022 wurde die Oberfläche des Platzes neu gestaltet. Die Flächen für Kfz sind bis auf eine Straße am Rand und die Garagenzufahrt weggefallen. Von der Fläche vor den Häusern bis zur Mitte hin wurde ein einheitliches Höhenniveau geschaffen (also ohne Gehsteige mit Randsteinen usw.).

Plan für die Umgestaltung eines Platzes in Valencia
Plan für die Umgestaltung (Foto: 2022, Ajuntament de València, CC BY-ND 2.0)

Auch das darunterliegende Parkhaus – vielleicht die Ursache für die nicht durchgehende Begrünung des Platzes – war zuvor erneuert worden.

Neue Fußgängerzone

Die Fußgängerzone ist 12.000 m² groß und bildet einen weiten Vorplatz für die Kathedrale. Als „natürliches Gegenüber“ zur Kirche wurde eine Grüninsel etwa an jener Stelle eingerichtet, an der sich zuvor die Garageneinfahrt befunden hatte.

Plaza de la Reina, neu gestalteter Platz in der Altstadt von Valencia, Palmen, Fußgänger
Plaça de la Reina als Fußgängerzone (Foto: 2022, Antonio Marín Segovia, CC BY-NC-ND 2.0)

Über 1000 Sträucher und über 100 Bäume wurden gepflanzt. Eingerichtet wurden auch zwei Brunnen, ein Kinderspielplatz, eine öffentliche Toilette und Nebelduschen, die bei Hitze Wasserdampf versprühen.

Freie Platzmitte

Verlegt wurde eine barrierefreie Pflasterung aus für die Region typischem Kalkstein. Heller Steinbelag ist abgesehen von der guten Haltbarkeit auch sinnvoll in Hinblick auf die Klimawandel-Anpassung. Naturstein heizt sich weniger stark auf als Beton oder Asphalt, was in den teils extrem heißen Sommermonaten Spaniens außerordentlich wichtig ist. Das Fehlen von Bepflanzung in der Platzmitte erscheint aber problematisch. Im Rahmen der Umgestaltung wurden Sonnensegel gegen die sommerliche Hitze montiert (die bei einem Besuch im Februar 2023 aber nicht zu sehen waren).

Ränder: Grünflächen, Bäume, Palmen

Die Ränder werden von Palmen, Bäumen und Sitzbänken gesäumt. Bis eine bessere Beschattung gegeben ist, wird es noch dauern, da viele Pflanzen erst verhältnismäßig klein sind.

Die Schwächen der Umgestaltung

Drei Punkte lassen sich an der Neugestaltung kritisieren:

  1. An einigen Stellen wurden Grünflächen entfernt.
  2. Viele Sitzbänke sind unpraktisch platziert, Rückenlehnen fehlen.
  3. Das Design der neuen Straßenlaternen ist nicht ganz glücklich gewählt.

(1) Begrünung teils entfernt

Vor dem Umbau befand sich in der Mitte des Platzes eine Insel mit Gras, Blumen, Bäumen, Palmen und kleinen Bäumen, die von Straßen – also Asphalt – umgeben war. Diese Grünfläche wurde entfernt. Das könnte auch mit dem Umbau der darunter liegenden Garage zu tun haben. Dieser Verlust wird durch zahlreiche neue Bäume und Palmen am linken und rechten Rand des Platzes rein quantitativ mehr als ausgeglichen. In Zeiten der Klimakrise sollte jedoch jede Grünfläche nach Möglichkeit erhalten bleiben. Einzig die Art der Begrünung muss gut überlegt sein. Größere ungeschützte Rasenflächen sind bei extrem heißen und trockenen Sommern nicht das Mittel der Wahl, auch wegen des Gießaufwands.

Plaça de la Reina in Valencia, Blumen, Rasen, parkende Autos, Häuserzeile
Die Grünfläche wurde beim Umbau entfernt. (Foto: 2018, Hans Porochelt, CC BY-NC-ND 2.0)

Natürlich muss nicht jeder Platz im Zentrum einer Stadt komplett begrünt sein. Es braucht auch Freiflächen für Versammlungen, Feste und zum Hindurchgehen. Die freie Fläche stellt auch die demokratische Funktion des öffentlichen Raums dar, der Zusammenkünfte, Demonstrationen, Kunstaktionen und dergleichen ermöglicht. Im besten Fall sollten diese Anforderungen mit den Notwendigkeiten der Klimawandel-Anpassung (Begrünung) in Einklang gebracht werden.

Platz in Valencia, Spanien, Grünflächen, Autos, Häuser, Dächer
Die Grünflächen in der Platzmitte (am Foto links unten) wurden bei der Umgestaltung entfernt. (Foto: 2009, losmininos, CC BY-SA 2.0)

(2) Sitzmöbel nicht optimal

Wie jedes Gebäude sollte auch der öffentliche Raum und seine Möblierung die drei klassischen architektonischen Kategorien erfüllen: Nützlichkeit, Dauerhaftigkeit und Schönheit. Auf der Plaça de la Reina fungieren als Sitzmöbel vor allem längliche Blöcke aus Naturstein. Das Material ist hochwertig, die Form einfach und zeitlos. Doch auf ein praktisches Element wurde vergessen: viele Bänke haben keine Rückenlehne. Die Sitzmöblierung sollte aber angenehmes Verweilen ermöglichen, denn der bequeme Aufenthalt im öffentlichen Raum muss auch ohne zu konsumieren (wie z. B. in Gastgärten) möglich sein. Auch die Platzierung ist teils ein Problem, denn viele Bänke wurden dort aufgestellt, wo kein Sonnenschutz durch Bäume gegeben ist. Diese Sitzgelegenheiten sind im Sommer nur eingeschränkt brauchbar.

Leute sitzen auf einem Platz in Valencia, Fußgängerzone
neue Sitzmöbel aus Naturstein - ohne Rückenlehne (Foto: 2023)

(3) Unattraktive Straßenlaternen

Im Stadtzentrum von Valencia finden sich auf vielen Straßen und Plätzen ästhetisch ansprechende Straßenlaternen bzw. an Hauswänden montierte Kandelaber, deren Design wohl auf die Zeit um 1900 oder kurz danach zurückgeht. Auf diesen zeitlosen Chic wurde auf der Plaça de la Reina verzichtet.

graue moderne Straßenlaternen vor der Kathedrale von Valencia
neue Laternen vor der alten Kathedrale (Foto: 2023)

Fotos, Infos

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