Leopoldsgasse 6-8: Fassade wieder komplett

Eine Fassadenfront des 1871 errichteten Gebäudes war nicht erhalten. Kürzlich wurde der Schmuck bis ins kleinste Detail wiederhergestellt.

Zwei Seiten erhalten, eine nicht

Das prachtvolle Gebäude ist ein Werk von Theodor Neumayr (1834-1909), der in den 1860er- bis 1890er-Jahren etliche Gebäude in Wien realisierte. Er entwarf etwa ein Gebäude in der Nähe des Rathauses (Grillparzerstraße 7) und fungierte als Baumeister bei einem Haus an der Ringstraße (Schottenring 33) und hinter dem Parlament (Schmerlingplatz 5).

Im Alter von 37 Jahren plante er das dreiseitige Mietshaus in der Leopoldsgasse 6-8, gelegen zwischen Augarten und Donaukanal. Das reich dekorierte Gebäude ist bis heute erhalten, doch fehlte die längste Zeit der Dekor auf einer Seite.

War der Schmuck einer „Modernisierung“ in der Nachkriegszeit zum Opfer gefallen? (In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde Dekor oftmals von alten Häusern abgeschlagen.) Oder hatte das Haus Kriegsschäden zu erleiden?

Dekor rekonstruiert

2022/2023 wurde die Fassade saniert. Dabei wurde der Dekor auf der Seite zur Nestroygasse wiederhergestellt. Die neuen Fassadenteile wurden von Franz Teix von der Firma Hungaro Dekor angefertigt. Die Rekonstruktion ist so exakt, dass sie sich vom Original fast nicht unterscheiden lässt:

Jedes kleine Detail vom Erdgeschoß bis zum Dachgesims wurde wiederhergestellt. Dass eine Fassadenfront erhalten war und nur gespiegelt werden musste, hat die Arbeit sicherlich erleichtert.

Das Haus steht übrigens nicht unter Denkmalschutz, aber in einer Schutzzone (zuständig: Stadt Wien).

Gründerzeithaus, daneben Gebäude mit bemalter Fassade
Leopoldsgasse 6-8: erbaut 1871 (Foto: 2023)

Auf einer der erhaltenen Fassadenfronten befindet sich eine Gedenktafel für Otto Bauer. Der bedeutende sozialdemokratische Politiker war 1881 in dem Haus geboren worden.

Gesucht: Anlaufstelle für Rekonstruktionen

Immer wieder werden Fassaden rekonstruiert. Aber wie kann sichergestellt werden, dass hochwertig und möglichst nahe am Originalplan gearbeitet wird, so wie in der Leopoldsgasse 6-8? Eine Lösung könnte sein, eine Anlaufstelle für solche Projekte einzurichten. Den Kern einer solchen Stelle könnte die Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) bilden, unterstützt durch Kunsthistoriker, Restauratoren und Architekten. Im Fokus dieser Anlaufstelle lägen nachträglich negativ veränderte oder kriegsbeschädigte Gründerzeithäuser. Langfristig könnte auch an Gebäude der Zwischen- und Nachkriegszeit gedacht werden, die unter destruktiven Umbauten zu leiden hatten. Auch die Wiederherstellung von gegen Plastikfenster getauschten Holzkastenfenster in Gründerzeithäusern könnte inkludiert werden. Die Bündelung von Expertise und eine eigentümerfreundliche Beratung und Begleitung könnten helfen, Häusern wieder ihre ursprüngliche Gestalt zurückzugeben.

Weitere Beispiele für Rekonstruktionen gibt es hier.

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(Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Mandate im November 2020.)

Siehe auch

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