„Ein Biedermeier-Haus abzureißen, statt zu restaurieren, ist ein Verbrechen an der Stadt. Vielleicht gehört auch der Denkmalschutz renoviert“, schriebt Peter Michael Lingens bereits 2014 im Profil. Auch in der Zwischenzeit hat sich wenig getan. Immer noch steht das um 1800 erbaute Haus in der Breite Gasse 15 leer und verfällt. Und das seit 20 Jahren – direkt hinter dem Museumsquartier.
Eigentümer will Neubau
Der Eigentümer, ein Rechtsanwalt, erklärte, das Haus sei abbruchreif und er wolle stattdessen einen Neubau errichten. Dazu soll auch das Nachbarhaus auf Nr. 13 demoliert werden. Doch beide Häuser stehen in einer Schutzzone, daher ist ein Abbruch nicht ohne Weiteres möglich.
Vor Jahren stellten die Grünen in der Bezirksvertretung Neubau einen Antrag auf Unterschutzstellung durch das Denkmalamt. Trotzdem findet sich bis heute kein Eintrag in der Denkmalliste – also immer noch kein Denkmalschutz. Ganz anders sieht es zwei Hausnummern weiter aus: Das Barockhaus Breite Gasse 11 steht unter Denkmalschutz und präsentiert sich in tadellos renoviertem Zustand.
Baupolizei machtlos?
Darf man ein Haus einfach dem Verfall anheimgeben? Zumindest laut Wiener Bauordnung gilt eine Erhaltungspflicht: „Der Eigentümer (…) hat dafür zu sorgen, dass die Bauwerke (…) in gutem, der Baubewilligung und den Vorschriften dieser Bauordnung entsprechendem Zustand erhalten werden.“
Wie verträgt sich das mit dem Zustand des Hauses in der Breite Gasse? Liegt nicht eine Verletzung der Bauordnung vor? Warum kann keine Ersatzvornahme durchgeführt werden, also eine durch das Magistrat angeordnete Sanierung?
Spittelberg: Häuser sollten alle abgerissen werden
steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbirneSeither steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbirneSeither steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbEinige Jahrzehnte ist es her, da stand die historisch einzigartige Bebauung am Spittelberg, zu dem auch die Breite Gasse gehört, auf Messers Schneide: In den 1970ern sollten sämtliche Häuser abgerissen und durch moderne Büro- und Wohnbauten ersetzt werden. Die lange heruntergekommenen alten Häuser galten als unsanierbar und nicht erhaltenswert.
Doch es kam anders: Widerstand in der Bevölkerung formierte sich. Die Stadt lenkte schließlich ein. Der Spittelberg wurde zum Vorzeigeprojekt der „sanften Stadterneuerung“. Heute blüht das Grätzl, nur nicht in der Breite Gasse.either steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbirneSeither steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbirneSeither steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-Abrissbirn
Wenig Geld für Altstadterhaltung
steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbirneSeither steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbirneSeither steht das Spittelbergerviertel als Symbol für die Erhaltung historischer Bausubstanz – derstandard.at/2051945/Spittelberg-Umgestaltung-statt-AbrissbirneMit knapp über 2 Mio. Euro pro Jahr fördert die Stadt Wien die Sanierung historischer Gebäude. Angesichts der tausenden Häuser, die alleine in den zahlreichen Schutzzonen stehen, fragt sich, wie ein solcher Betrag auch nur ansatzweise ausreichen kann.
Gerade alte Häuser in schlechtem Zustand lassen sich ohne Förderung oft nur schwerlich sanieren. Aus diesem Grund hat sich eine Initiative gebildet, die unter anderem eine Aufstockung des Altstadterhaltungsfonds fordert. Auch eine Petition wurde eingereicht.
Eine Lösung könnte die Zweckwidmung der Ortstaxe sein. Jährlich steigt die Anzahl der Übernachtungen von einem Rekord zum nächsten. Ist es nicht gerade im Sinne von Touristen und Tourismuswirtschaft, wenn die einzigartigen Wiener Altbauten erhalten bleiben und nicht nach und nach der Spitzhacke zum Opfer fallen?
Weitere Infos: Artikel im Standard, Profil, Bezirkszeitung, Baugeschichte.at, Artikel über den Spittelberg im Standard
Kontakte zu Stadt & Politik
- SPÖ Wien: kontakt@spw.at, Tel. +43 1 535 35 35
- ÖVP Wien: info@wien.oevp.at, Tel. +43 1 51543 200
- Die Grünen Wien: landesbuero.wien@gruene.at, Tel. +43 1 52125
- NEOS Wien: wien@neos.eu, Tel. +43 1 522 5000 31
- FPÖ Wien: ombudsstelle@fpoe-wien.at, Tel. +43 1 4000 81797
(Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Mandate im November 2020.)
Nachricht an WienSchauen
WienSchauen.at ist eine unabhängige, nicht-kommerzielle und ausschließlich privat finanzierte Webseite, die von Georg Scherer betrieben wird. Ich schreibe hier seit 2018 über das alte und neue Wien, über Architektur, Ästhetik und den öffentlichen Raum.
Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, nutzen Sie das Formular unten. Ich freue mich über Ihre Nachricht!
Wollen Sie mir eine Nachricht anonym zukommen lassen, geht das hier.