Hermanngasse 17: Neues Dach für altes Haus

Das Biedermeierhaus im 7. Bezirk wurde aufgestockt. Den Architekten ist dabei eine erstaunliche Kombination aus zeitgenössischem Weiterbau und Bezugnahme auf den Altbestand gelungen.

Biedermeierhaus mit ausgebautem Dachgeschoß in der Hermanngasse, "Adolf Lichtblau & Co. Inh. B. Grünfeld"
Hermanngasse 17: erbaut 1836, Umbau 1924, Dachausbau 2020-2021 (Foto: 2022)

In dem Biedermeierhaus zwischen Westbahnstraße und Kandlgasse sind drei Jahrhunderte vereint: 19. Jahrhundert (Bau), 20. Jahrhundert (Umbau) und 21. Jahrhundert (Aufstockung). Mit dem Baujahr 1836 gehört es zu den älteren Häusern im 7. Bezirk. Es wurde noch vor dem Bauboom der Gründerzeit errichtet. Das heutige Erscheinungsbild des Gebäudes geht auf einen Umbau von 1924 zurück, den der Otto-Wagner-Schüler Ernst Lichtblau durchführte.

Biedermeierhaus in 1070 Wien
Hermanngasse 17: erbaut 1836, Architekt: Franz Lausch (Foto: 2018 - kurz vor der Aufstockung, Thomas Ledl, CC BY-SA 4.0)

Auffällig ist die Skulptur eines pfeifenrauchenden Mannes, die wohl aus den 1920ern stammt.

Skulptur eines pfeifenrauchenden Mannes auf dem Biedermeierhaus in der Hermanngasse 17 in Wien-Neubau, Aufschrift: "Rauchrequisiten, Fabrik, Export"
Hermanngasse 17 (Foto: 2022)

Von 2020 bis 2021 erhielt das Haus ein neues Dachgeschoß. Geplant wurde der Umbau von den Architekten Margarete Dietrich und Clemens Bernhofer. Auf seiner Webseite schreibt Bernhofer:

Der zweigeschossige Dachbodenausbau im 7ten Bezirk kennzeichnet sich durch seine markante Kupferfassade und die Weiterführung der Dreiteilung der Fassade. Straßenseitig betont eine Gaupe den Mittelrisalit, während die französischen Fenster die bestehenden Fensterachsen aufnehmen.

Biedermeierhaus mit ausgebautem Dachgeschoß in der Hermanngasse, Kupfer
(Foto: 2022)

Durch die Einhaltung der Fensterachsen, die Beibehaltung der Symmetrie und die hochwertige Materialität setzt sich der Aufbau deutlich von vielen anderen Dachausbauten in Wien ab.

Altbau mit neuem Dachgeschoß
Das Dach wurde von 2020-2021 neu gebaut. (Foto: 2022)

Der Umbau wurde von der für Architektur zuständigen Magistratsabteilung 19 lobend hervorgehoben. In der Ausstellung „Gebaut 2021“ wird das Projekt folgendermaßen charakterisiert:

Die Aufstockung dieses architektonisch bemerkenswerten Objekts nimmt die Dreiteilung der Fassade auf. Der Mittelrisalit wird durch eine 2-stöckige Gaupe weitergeführt und betont. Links und rechts davon wird das Dach durch eine „Mansarde“ mit französischen Fenstern ersetzt. Es entwickeln sich 2 Maisonett-Wohnungen um eine gemeinsame hofseitige Terrasse, dazwischen ist eine kleine Einliegerwohnung angeordnet. Das Kupferblech der Straßenfassade ist inspiriert durch die Skulptur des Pfeifenrauchers. Auf den Einsatz nachhaltiger Materialien wurde Wert gelegt, daher wurden Holzwolle-Dämmplatten und Lehmputz verwendet. Die Heizung/Kühlung erfolgt durch Wärmepumpen mit Bauteilaktivierung.

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