Linzer Straße 85: Stockende Aufstockung

Bei einem Gründerzeithaus in der Linzer Straße wurde eine massive Aufstockung errichtet – aber nicht fertiggestellt. Das Haus ist zu einer Investorenruine geworden. Dahinter stehen eine von der Stadt Wien eingerichtete Abrisswidmung und ein offenbar pleitegegangener Investor.

Gründerzeithaus mit nicht fertiggestellter Aufstockung, Baustelle
Linzer Straße 85 (Foto: Juni 2025)

Gründerzeithaus unter Druck

Sieht man sich das Haus auf dem Foto unten an, würde man vielleicht meinen: Die Stadt werde sicher alles tun, um solche Häuser bestmöglich zu bewahren. Weit gefehlt. Weder gilt für das Gründerzeithaus eine Ortsbild-Schutzzone, noch entspricht die maximal erlaubte Bauhöhe dem bestehenden Gebäude. Hier wurde 2004 – aus diesem Jahr ist der Bebauungsplan – beschlossen, dass ungehindert abgerissen werden darf. Dies auch, da der generelle potenzielle Schutz für alle Altbauten erst seit Mitte 2018 gilt (siehe hier).

Altbauten in Wien-Penzing
Linzer Straße 85: erbaut 1891 (Foto: Februar 2021)

Investor kauft Gebäude

Das Gebäude steht in Besitz der LNR Linzerstraße 85 Projektentwicklung GmbH, was auf den Investor LNR verweist. Gekauft wurde 2019 während einer Niedrigzinsphase, als in ganz Wien spekulative Bauprojekte Hochkonjunktur hatten. Über viele zu LNR gehörende Firmen wurden inzwischen Insolvenzverfahren eröffnet.

Bebauungsplan erzeugt Druck

Massive Aufstockungen und Abrisse sind kein Zufall. Sie sind die sichtbaren Folgen des von Behörden und Politik festgelegten Bebauungsplans. Vereinfacht gesagt: Darf auf einem Grundstück viel mehr und/oder höher gebaut werden, wird eine umfassende Veränderung wirtschaftlich interessant. Im besten Fall eine Sanierung mit zurückhaltendem Dachausbau. Im schlechtesten Fall ein Totalabriss eines erhaltenswerten Hauses. Irgendwo dazwischen rangiert die mehrere Geschoße umfassende Aufstockung, die erfahrungsgemäß ästhetisch nur selten gelingt.

Im Fall der Linzer Straße ist der Unterschied zwischen Bestand (Altbauten) und Bebauungsplan (höhere Bauhöhe als der Bestand erlaubt) augenfällig. Das Foto unten zeigt die Häuserzeile vor der Transformation.

Altbauten auf der Linzer Straße
vor dem Aufstocken (Foto: 1998, MA 19 / Stadt Wien)

Zwischen 1998 (Foto oben) und 2023 (Foto unten) hat sich einiges getan. Das linke Haus wurde aufgestockt, für das mittlere Haus wurde um Abriss angesucht, ganz rechts ist es in Richtung Aufstockung gegangen.

Linzer Straße: hohe Bauklasse fördert Aufstockungen und Abrisse (Foto: Juni 2023)

Stillstand

2023 wurde noch gebaut, 2025 steht die Baustelle still. Der mehrgeschoßige Aufbau ist im Rohbau steckengeblieben.

Altbau mit nicht fertiggestellter Aufstockung, Baustelle, Brücke, Otto-Wagner-Geländer
Linzer Straße 85 im Juni 2025

Kontakte zu Stadt & Politik

Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Sitze in der Bezirksvertretung im Jahr 2025.
+43 1 4000 81261
 
Vizebürgermeisterin und Stadträtin Kathrin Gaál untersteht die Geschäftsgruppe Wohnen. Zu dieser gehören u. a. die Baupolizei (kontrolliert die Einhaltung der Bauvorschriften u. dgl.), Wiener Wohnen (Gemeindewohnungen) und der Wohnfonds (Fonds für Neubau und Sanierung).

Die Reihung der Parteien orientiert sich an der Anzahl der Mandate im Jahr 2025.

Quellen

WienSchauen.at ist eine unabhängige, nicht-kommerzielle und ausschließlich aus eigenen Mitteln finanzierte Webseite, die von Georg Scherer betrieben wird. Ich schreibe hier seit 2018 über das alte und neue Wien, über Architektur, Ästhetik und den öffentlichen Raum. WienSchauen hat auch einen Newsletter:

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